Konzept Ambulant Betreutes Wohnen

Porta e.V.
Am Kriegermal 3a, 42399 Wuppertal

1. Vorstellung

2. Art der Leistung

3. Zielgruppe

4. Zielsetzung

5. Arbeitsweise Methoden

6. Aufnahmekriterien und Aufnahmeverfahren

7. Qualität der Leistung

8. Personelle Ausstattung

9. Kooperationen und Kontakte

 
1. Vorstellung

Porta e.V. betreibt seit 1990 ein Wohnheim, heute „Besondere Wohnform“, für psychisch kranke, erwachsene Menschen in Wuppertal- Beyenburg.

Durch die starke Differenzierung der Wohnangebote, die Verortung im Stadtteil und die enge Kooperation mit dem „Ita Wegman Bildungszentrum“ (Ausbildungsstätte für soziale Berufe) ist eine gute Einbindung der psychisch beeinträchtigten Menschen im Sozialraum gegeben.

Porta e.V. arbeitet seit Beginn im Wuppertaler gemeindepsychiatrischen Verbund, nimmt aktiv an der Gremienarbeit teil und ist Mitglied der AGPR.

Darüber hinaus ist Porta e.V. Mitglied im “Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband“ und dem „Verband für anthroposophisches Sozialwesen e.V.“

Viele der bei uns in den Wohngruppen lebenden Menschen mit Unterstützungsbedarf konnten nach erfolgreicher Stabilisierung und Entwicklung in den letzten Jahren in das Ambulant Betreute Wohnen (kurz BeWo) wechseln. Für die meisten Menschen ist das Leben in der eigenen Wohnung eine Selbstverständlichkeit. Menschen mit Unterstützungsbedarf möchten ebenfalls selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben, jedoch fehlt es oftmals an geeigneter Assistenz. Die Maßnahmen des Ambulant Betreuten Wohnens zielen auf den Erhalt und die Befähigung zur selbstständigen Lebensführung in der eigenen Wohnung ab. 

 
2. Art der Leistung

Das Ambulant Betreute Wohnen ist eine intensive, individuelle Begleitung und

Unterstützung im Rahmen der Eingliederungshilfe auf der Grundlage des SGB IX, die es Menschen mit einer „dauerhaft wesentlichen Behinderung“ ermöglicht, weitestgehend selbstbestimmt zu leben.
Das Unterstützungsangebot ist immer orientiert an den Fähigkeiten und Bedürfnissen des Menschen mit Unterstützungsbedarf und findet in der Regel in seinem/ ihrem persönlichen, alltäglichen Umfeld statt.

 
3. Zielgruppe

Unser Angebot richtet sich an erwachsene Menschen, die auf Grund ihrer psychischen Erkrankung oder Behinderung vorübergehend oder auch auf Dauer Hilfe, Anleitung und Unterstützung benötigen. Es handelt sich insbesondere um Menschen mit folgenden Erkrankungen: 

 

Psychotische Erkrankungen

Schwere Neurosen

Persönlichkeitsstörungen mit spezieller Symptomatik ( z.B. selbstverletzendes  Verhalten, Essstörungen)

Traumatisierte Menschen

Psychische Störungen in Folge somatischer Erkrankungen

Neurotische Störungen mit Verhaltensproblemen infolge leichter  hirnorganischer  Störungen

 

 

Schwer hirnorganisch gestörte und mehrfach behinderte Menschen sowie Personen, bei denen eine Suchtproblematik im Vordergrund steht, sollen nicht betreut werden.

 

4. Zielsetzung

Unabhängig von Art und Schwere der Behinderung wollen wir die Person mit Unterstützungsbedarf bei einer weitestgehend selbständigen und eigenverantwortlichen Lebensführung unterstützen. Die Teilhabe am sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben soll ermöglicht und gepflegt werden.
Auf der Basis einer tragfähigen therapeutischen Beziehung soll eine Hilfe zur Selbsthilfe aufgebaut, vorhandene Fähigkeiten erhalten und Ressourcen entwickelt werden. So soll der Weg nach einem Heim  oder Klinikaufenthalt  in den selbständigen Alltag und den unabhängigen Haushalt oder den Erhalt desselben durch individuell angepasste Assistenz erreicht werden.

 

Einige wichtige Ziele:

Die selbständige Lebensführung im eigenen Haushalt

Der Aufbau einer stabilisierenden Tagesstruktur, einer geregelten Beschäftigungs – oder Arbeitssituation

Verständnis oder Akzeptanz der eigenen Erkrankung oder Behinderung und Annahme der nötigen Hilfestellungen (insbesondere fachärztliche Behandlung)

Kompetenz für Krisen- und Konfliktbewältigung

Eigenständiger Umgang mit Finanzen und Kontoführung

Aufbau und Pflege sozialer und kultureller Kontakte, Teilhabe an gemeindepsychiatrischen, kulturellen und sportlichen Angeboten.

Anleitung und Unterstützung zur Teilhabe am Arbeits-, gesellschafts- und kulturellen Leben

Die Entwicklung einer sinnerfüllten Lebensperspektive

Mindestens soll einer Verschlimmerung der bestehenden Beeinträchtigung und deren Folgen entgegengewirkt werden.

 
5. Arbeitsweise und Methoden

Grundlage der therapeutischen Arbeit ist der verbindliche Kontakt des Menschen mit Unterstützungsbedarf mit der begleitenden Bezugsperson. Dabei ist uns die „Begegnung auf Augenhöhe“, geprägt durch Achtung und Respekt vor der anderen Person, besonders wichtig.

Unsere Hilfen im Einzelnen:

Beschaffung und/oder Erhalt einer Wohnung und Förderung zur selbständigen Lebensführung im eigenen Haushalt

Anleitung zum eigenständigen Umgang mit Finanzen und Kontoführung

Anleitung, Beratung und Unterstützung bei der Aufnahme und Durchführung einer geregelten Beschäftigung – oder Arbeitssituation, u.a. Bereitstellung eines niederschwelligen arbeitstherapeutischen Angebots (LT24) oder Begleitung und Unterstützung einer anderen Beschäftigungssituation außerhalb der Einrichtung

Unterstützung und Anleitung bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und an wesentlichen Lebensbereichen wie Wohnen, Gemeinschaft, Gesundheit, Bildung und Arbeit

Unterstützung zur Wahrnehmung der eigenen Rechte bei der materiellen Absicherung und in Behördenangelegenheiten

Begleitung des Menschen mit Unterstützungsbedarf außerhalb der Wohnung

sowie Anleitung und Unterstützung bei der Herstellung von Kontakten/Terminen

Anleitung und Förderung bei der Wahrnehmung therapeutisch ergänzender Maßnahmen außerhalb der Einrichtung, z.B. Beratungsstellen, Therapeuten, Ergotherapie und Krankengymnastik.

Anleitung und Beratung im Umgang mit Ämtern und anderen Einrichtungen sowie anfallendem Schriftverkehr

Kooperationskontakte zu rechtlichen Betreuern

Anleitung und Unterstützung bei der Entwicklung von Strategien zur Vermeidung von selbstschädigendem Verhalten

Suchtprophylaxe

Bereitschaft an Wochenenden und Feiertagen

Dokumentation, Schriftverkehr, Abschlussbericht

Konkret werden diese Hilfeleistungen durch die gemeinsame Erstellung der individuellen Hilfeplanung, persönlichen und telefonischen Kontakt (face to face/ear to ear), Begleitung, Anleitung, Mithilfe, Übernahme, gemeinsame Einübung, Kooperation mit anderen Leistungsanbietern durchgeführt.

 
6. Aufnahmekriterien und Aufnahmeverfahren

Voraussetzung für die Aufnahme in unser Ambulant Betreutes Wohnen ist die Fähigkeit und die Bereitschaft, sich auf eine verbindliche therapeutische Beziehung im Rahmen der beschriebenen Zielsetzung einzulassen und verbindliche Absprachen zu treffen.

 

Das Aufnahmeverfahren:

Der erste Kontakt findet im Rahmen eines unverbindlichen Informationsgespräches statt. Bei weiterem Interesse von Seiten des Menschen mit Unterstützungsbedarf wird ein Erhebungsbogen ausgefüllt mit einigen biographischen und krankheitsbezogenen Daten und Wünschen für die Zukunft.

Eine fremdanamnestische Erhebung (durch Ärzte, Angehörige, rechtliche Betreuer) als ergänzende Information ist sinnvoll.

Im nächsten Schritt wird der Hilfeplan gemeinsam erarbeitet (in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Freizeit, soziale Beziehungen und Weiteres).

Die Notwendigkeit für ein Leben im Ambulant betreuten Wohnen muss durch ein ärztliches Attest nachgewiesen werden.

Der festgestellte Hilfebedarf wird dem Kostenträger vorgestellt und unter größtmöglicher Einbeziehung des Hilfesuchenden besprochen.

Der Kostenträger bewilligt den festgestellten Hilfebedarf.

Eine spätere Veränderung oder Erhöhung des Hilfebedarfs ist im Einzelfall mitzuteilen, fachlich zu begründen und muss erneut vom Kostenträger bestätigt werden.

 

Bei Beendigung der Betreuung sind ggf. die Erarbeitung der weiteren Hilfemöglichkeiten und ein schriftlicher Abschlussbericht erforderlich.

 
7 . Qualität der Leistung

Zu Beginn der ambulanten Betreuung wird zwischen dem Menschen mit Unterstützungsbedarf und Porta e.V. ein rechtsverbindlicher Betreuungsvertrag abgeschlossen.

Er beinhaltet Vereinbarungen in Bezug auf Inhalt und Umfang, ggf. auf Finanzierung.

Der Betreuungsvertrag wird unabhängig vom Mietvertrag geschlossen.

Die Kontinuität in der Betreuung wird gewährleistet. Sie erfolgt im Bezugspersonensystem. Eine Vertretung ist sichergestellt.

Die individuelle Betreuungsleistung kann durch Gruppenangebote ergänzt werden.

Die Betreuung findet primär in Form aufsuchender Hilfe statt und orientiert sich zeitlich am Bedarf des Menschen mit Unterstützungsbedarf (in Absprache auch abends oder am WE).

Grundlage ist die individuelle Hilfe- und Betreuungsplanung analog der Zielsetzung und Arbeitsweise des Ambulant Betreuten Wohnens.

Übergabe und Dienstbesprechungen, Team – und Fallsupervision werden regelmäßig durchgeführt. Es besteht ein internes und externes Fortbildungsangebot.

 

Porta e.V. führt eine kontinuierliche Qualitätssicherung und –entwicklung nach dem „GAB Verfahren“ durch. Darüber hinaus besteht die Bereitschaft, sich den im Verbund in Wuppertal erarbeiteten Qualitätsstandards anzuschließen.
Es besteht ein Büro mit Besprechungsraum im Einzugsgebiet (Wuppertal-Beyenburg).

Die Krisenintervention ist im Rahmen der örtlichen Gesamthilfestruktur sichergestellt.

Im Jahresbericht an den Sozialhilfeträger ist eine Aufstellung aller MitarbeiterInnen mit Qualifikation, Anstellungsverhältnis und Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen enthalten. Die Hilfeleistung erfolgt bedarfsgesteuert.

Die Betreuung erfolgt auf der Grundlage der vereinbarten Hilfeplanung, die regelmäßig überprüft, fortgeschrieben und dokumentiert wird.

Die direkten Betreuungsleistungen werden zeitnah (spätestens nach Ablauf eines Monats / 30 Tage) quittiert.

Die Konzeption wird fortgeschrieben.

Angehörige und andere Bezugspersonen werden – mit Zustimmung des Menschen mit Unterstützungsbedarf –  in die Betreuung einbezogen, wenn es fachlich begründet ist.

Der Hilfeprozess soll so ausgerichtet sein, dass der Mensch mit Unterstützungsbedarf nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ sein/ihr soziales Netz weiterentwickeln und seine/ihre Eigenkompetenz stärken kann.

Auf Beschwerden wird unverzüglich reagiert. Ist kein Einvernehmen zu erzielen, wird der Sozialhilfeträger informiert.
Porta e.V. ist grundsätzlich bereit, eine Beschwerdestelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen mit zu tragen und sich der Vermittlung einer Schiedsstelle anzuschließen.

Im Jahresbericht wird die Summe der Betreuungsaktivitäten, Qualitätssicherungsmaßnahmen, die wesentlichen Entwicklungen und Problembereiche der Betreuungsarbeit und die Kooperation mit anderen Diensten dargestellt.

Grundlage sind immer die im individuellen Hilfeplan vereinbarten Ziele.

 

Zum Ende des im Hilfeplanverfahren festgelegten Bewilligungszeitraumes erfolgt eine Berichterstattung an den Sozialhilfeträger, in dem Ziele, Methoden und Durchführung dargestellt, die Zielerreichung bewertet wird und neue Ziele/Anschlussziele formuliert werden.

 
8. Personelle Ausstattung

Porta e.V. beschäftigt ein multiprofessionelles Team mit folgenden Qualifikationen:

– Heilerziehungspfleger*in

– Diplom-Sozialarbeiterin und Fachkrankenpflege für Psychiatrie

– Erzieherin mit sozialpsych.Zusatzqualifikation

– Lehrerin mit sozialpsych. Zusatzqualifikation

– Sozialtherapeut*in

– ex. Hauswirtschafterin

– Landschaftsgärtner und gFAB

Alle Mitarbeiter*innen verfügen über eine mehrjährige Berufspraxis in der Arbeit mit

psychisch erkrankten Menschen.

 

Kenntnisse in der personenzentrierten Hilfeplanung sind durch mehrjährigen Umgang und Schulungen vorhanden.

 
9. Kooperationen und Kontakte

Es gibt regelmäßige Arbeitskontakte zu:
-der psychiatrischen Klinik Stiftung Tannenhof
-den Gremien des Gemeindepsychiatrischen Verbundes der Stadt Wuppertal
-den Facheinrichtungen in Wuppertal und Remscheid
-zu verschiedenen niedergelassenen Ärzt*innen und Therapeut*innen
-der Suchtberatung
-örtlichen Vereinen
-Kriseninterventionsdienst
-Angehörigengruppen
-Städtischen Behörden
-rechtlichen Betreuer*innen
-dem Facharbeitskreis Sozialpsychiatrie NRW im DPWV
-dem Fachbereich Sozialpsychiatrie im Verband für anthroposophische Heilpädagogik, Sozialtherapie und Soziale Arbeit

Wuppertal, August 2020